Interview VRP und CEO

Benedikt Goldkamp, Executiver Ver­waltungs­rats­präsident und Dr. Rochus Kobler, CEO, beant­worten Fragen zu Wachs­tums­raten, Aus­sichten, Erfolgen, Risiken, Nach­haltig­keit und wichtigen Ent­wick­lungen.

1|3|Benedikt Goldkamp, VRP: Entwicklungen Geschäftsjahr 2021
2|40|Megatrends
3|94|Unternehmenskultur
4|124|Nachhaltigkeit
5|166|Wandel zum Anbieter von Systemlösungen
6|210|Dr. Rochus Kobler, CEO: Wachstumstreiber 2021
7|251|Resultate/Leistungen 2021
8|287|Operational Excellence (J2OX) 
9|360|Betriebsergebnis DOT Group
10|416|Zukunftschancen
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Herr Goldkamp, welche Ent­wicklungen haben Sie im turbu­lenten Geschäfts­jahr 2021 am meisten über­rascht?

Benedikt Goldkamp Das waren wahr­scheinlich die Prob­leme in den globalen Liefer­ketten, die auch bis heute noch anhalten. Zum Glück konnten wir für die meisten unserer Kunden Lösungen finden, die die Probleme abge­federt haben. Es gab auch positive Über­raschungen. Für mich war es sehr schön zu sehen, dass unsere Mitar­beiter mit enormer kreativer Energie unsere Produkte und Dienst­leistungen weiter­ent­wickelt haben. In einer Zeit, wo man eigent­lich nur digitale Kom­munikations­mittel zur Ver­fügung hatte.

Phoenix Mecano wird − Ihre Worte − von globalen Mega­trends ge­trieben. Welche Mega­trends werden in der breiten Öffent­lich­keit eher über­schätzt oder unter­schätzt?

Benedikt Goldkamp Ich glaube, unter­schätzt wird der Trend zur Cyber­kriminalität. Es gibt heute inter­national tätige Verbrecher­syndikate, die innerhalb von Sekunden teil­weise Tausende von Firmen gleich­zeitig an­greifen können und das praktisch ohne Risiko, straf­rechtlich belangt zu werden. Über­schätzt wird wahr­scheinlich der Trend zum Reshoring, also dem Kappen globaler Liefer­ketten. Arbeits­teilung ist seit den Tagen der indus­triellen Revolution eigen­tlich ein Instru­ment, um Armut zu be­kämpfen und Wohl­stand zu schaffen. Darauf sollte man nicht ver­zichten. Auch inter­national nicht. In der heutigen Zeit geht es eher darum, dass man sich flexibel auf­stellt, damit man auf un­vorher­sehbare Ereig­nisse reagieren kann und zentralistische Strukturen ver­meidet.

Die Phoenix Mecano Gruppe ist bekannt für Ihre de­zentralen Struk­turen, ihre schlanke Organi­sation und ihre kurzen Ent­scheidungs­wege. Wie schafft und erhält man eine Unter­nehmens­kultur, die eine solche Auf­stellung er­möglicht?

Benedikt Goldkamp Zunächst einmal ist die de­zentrale Struktur tief in der DNA der Phoenix Mecano verankert. Es braucht auch eine Kultur, die Fehler nicht von vorne­herein ver­meidet, sondern die es ermög­licht, aus Fehlern zu lernen. Es würde nämlich sonst ver­hindern, dass sich die Organi­sation weiter­ent­wickeln kann. Man darf auch nicht versuchen, alles zu kontrol­lieren, sondern man muss den Mit­arbei­tenden echte Verant­wortung über­tragen.

«Mit unseren Techno­logien unter­stützen wir unsere Kunden und er­reichen so einen Impact, der weit über das hinaus­geht, was wir bei einer reinen Fokus­sierung auf unsere eigenen Prozesse er­reichen könnten.»

Benedikt A. Goldkamp
Exekutiver Präsident des Verwaltungs­rates

Wie wichtig ist die Nachhaltigkeit für Phoenix Mecano und woran lässt sich das festmachen?

Benedikt Goldkamp Nach­haltiges Wirt­schaften ist ein erklärtes Ziel unserer Gruppe. Wir verfügen bereits über wichtige Zertifi­zierungen und wir ent­wickeln auch interne Reporting Standards, um so unsere Fort­schritte in diesen Bereichen mess­bar und sicht­bar zu machen. Ganz wichtig ist auch, dass wir immer mehr Kunden aus Bereichen wie Umwelt­technik, Abfall­ent­sorgung oder auch Erneuer­bare Energien hinzu­gewin­nen. Mit unseren Techno­logien unter­stützen wir diese Kunden und erreichen so einen Impact, der weit über das hinaus­geht, was wir bei einer reinen Fokus­sierung auf unsere eigenen Prozesse erreichen könnten.

Phoenix Mecano entwickelt sich gemäss eigenen Angaben zunehmend vom Komponentenhersteller zum Anbieter von Systemlösungen. Wo sieht man diesen Wandel besonders gut?

Benedikt Goldkamp Gerade hoch­innovative Unter­nehmen bringen in immer kürzerer Kadenz ihre Produkte an den Markt. Da ist es wichtig, sich auf Zulieferer wie Phoenix Mecano ab­stützen zu können, die mit komp­letten Bau­gruppen und System-Lösungen diesen Prozess unter­stützen. Beispiels­weise kürzen unsere kunden­spezifisch bearbeiteten Gehäuse mit kompletter Zertifi­zierung diesen Prozess enorm ab. Oder wie bei DOT, wo wir kine­matische Beschläge, Antriebs­kompo­nenten, Sensorik und elek­tronische Steue­rungen den Kunden als Kit zuliefern, und sie sich dann nur noch auf das Design und eventuell die Polste­rung der Produkte konzen­trieren müssen.

Herr Kobler, Phoenix Mecano hat 2021 eine Aufholjagd hingelegt und hohe Steigerungsraten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn erzielt. Welches waren die wichtigsten Wachstumstreiber?

Dr. Rochus Kobler Unsere hohen Wachs­tums­raten sind das Resultat unserer Wachs­tums­strategie. Wir konnten sogar während der Pandemie-Zeit knapp wachsen, während der Industrie­sektor generell zwei­stellig zurück­gefallen ist. Unser Wachs­tum basiert übrigens grössten­teils auf organischem Wachs­tum, und das erreichen wir durch die gezielte Ver­tiefung unserer Wert­schöpfung und den Ausbau unseres Ange­botes an System­lösungen.

Auf welche im Geschäftsjahr 2021 erzielten Resultate oder Leistungen sind Sie besonders stolz?

Dr. Rochus Kobler In den letzten Jahren haben wir die Sparte Industrial Components neu ausge­richtet und im ver­gangenen Jahr ist es uns gelungen, den Turn­around dieser Sparte ein­drücklich zu beweisen. Durch die Konsoli­dierung von Aktivi­täten und die Fokus­sierung unserer Produkt­bereiche, der Produkt­sortimente ist es uns gelungen, fast 8% EBIT-Marge zu erreichen. Diese Reise geht weiter. Wir arbeiten weiter daran, die Profi­ta­bilität dieser Sparte zu steigern.

«Wir konnten sogar während der Pande­mie­zeit knapp wachsen, während der Industrie­­sektor generell zwei­­stellig zurück­­gefallen ist. Unser Wachs­­tum basiert grössten­­teils auf orga­ni­schem Wachs­­tum, und das erreichen wir durch die gezielte Ver­tiefung unserer Wert­­schöpfung und den Aus­bau unseres Ange­botes an System­­lösungen.»

Dr. Rochus Kobler
CEO

Phoenix Mecano hat sich die Schaffung von Werten durch Operational Exellence (J2OX) auf die Fahne geschrieben. Können Sie uns dafür zwei aktuelle Beispiel geben? Wie hat sich diese Initiative entwickelt?

Dr. Rochus Kobler Vor rund zehn Jahren haben wir die Initiative «Journey 2 Operational Excellence» (J2OX) gestartet. Im Kern geht es bei dieser Initiative um einen inkremen­tellen Kultur­wandel. J2OX fördert eine Arbeits­philo­sophie und Führungs­kultur im Streben nach kontinu­ierlicher Verbes­serung. Sie fördert auch die Zusammen­arbeit von Mitar­beiter­innen und Mitar­beitern in funktions­über­greifenden Teams. Resultate davon sehen Sie auf unseren Shop­floors welt­weit, in unseren Büros und Ent­wicklungs­abteilungen. Am schönsten ist es aber, wenn Sie auf Mitar­beiter­innen und Mitar­beiter treffen, die mit J2OX ihre persönliche Erfolgs­geschichte schreiben konnten und einen Beitrag zum Erfolg von Phoenix Mecano leisten konnten. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass in den letzten zehn Jahren das Gedanken­gut von J2OX in jede Kapillare unserer de­zentralen Organi­sation vorge­drungen ist.

In der Sparte DewertOkin Technology Group (DOT Group) hat sich das Betriebsergebnis deutlich reduziert. Was waren die Gründe?

Dr. Rochus Kobler DewertOkin ist der führende An­ieter von Antriebs­system­lösungen in der Möbel­industrie und die Möbel­industrie ist geprägt von globalen Wert­schöpfungs­ketten mit hohen Volumina und mit lang­fristigen Rahmen­verträgen. Und deshalb haben die explo­dierenden Roh­material­preise und die Ver­knap­pung der Liefer­kapazi­täten diese Sparte besonders hart getroffen. Wir haben um­gehend Mass­nahmen einge­leitet, alter­native Liefer­quellen evaluiert, Preis­erhöhungen an­gesagt. Hingegen treffen die Wirkungen diese Mass­nahmen mit zeitlicher Ver­zögerung ein. Wir rechnen mit Bottom Line Impact im laufenden Jahr. Eines ist klar: im laufenden Jahr wollen wir die Profita­bilität dieser Sparte weiter steigern.

Wo sehen Sie für die Phoenix Mecano Gruppe in der Zukunft die grössten Chancen?

Dr. Rochus Kobler Wir investieren ganz gezielt in die Ent­wicklung von System­lösungen für zukunfts­trächtige An­wendungs­gebiete. Denken Sie dabei an ergo­nomische Arbeits­plätze bei sich zu Hause, im Büro oder in indus­trieller Um­gebung. Denken Sie auch an Digitali­sierungs­lösungen in patienten­nahen Dienst­leistungen oder an Mensch-Maschine-Schnitt­stellen. Phoenix Mecano ist hervor­ragend positio­niert, um in diesen zukunfts­trächtigen Feldern weiteres profitables Wachs­tum zu generieren.

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