Interview VRP und CEO

Benedikt Goldkamp, Executiver Ver­waltungs­rats­präsident und Dr. Rochus Kobler, CEO, beant­worten Fragen zu Erfolgen und wichtigen Ent­wick­lungen.

1|06|Schwache Konjunktur in Europa
2|54|Zukünftiges Wachstum
3|115|Industriepark Jiaxing
4|172|Drohende Zölle
5|252|50 Jahre Jubiläum
6|280|Neue Verwaltungsrätinnen
7|313|Auseinandersetzung China – USA
8|350|Treibhausgasemissionen
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Europa hat in den letzten zwei Jahren unter einem wirtschaftlichen Einbruch gelitten. Wie kann sich Phoenix Mecano da behaupten?

Dr. Rochus KoblerWir haben uns gut behauptet in diesem Umfeld. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, zeigt sich die Stärke der Unternehmensgruppe Phoenix Mecano. Wir sind nämlich in zwei völlig unterschiedlichen Wachstumsfeldern aktiv, die sich nachfrageseitig sehr gut ergänzen. Und letztendlich sind wir global balanciert aufgestellt, so dass wir also in den letzten Jahren, während die industrielle Nachfrage in Europa eher gelitten hat, profitieren konnten von einem dynamischen Nachfrageeffekt in der Möbelindustrie in Nordamerika.

Phoenix Mecano hat im Geschäftsjahr 2024 den Umsatz knapp gehalten. Wie wollen Sie in Zukunft wieder Wachstum erreichen?

Dr. Rochus KoblerWir verfolgen weiterhin konsequent unsere Wachstumsstrategie und wollen unsere mittel- und langfristigen Wachstumsziele erreichen. Und dazu fokussieren wir unsere Industrieaktivitäten auf dynamische Wachstumsfelder, wie industrielle Digitalisierung, industrielle Automatisierung oder Technologien zur Unterstützung der Dekarbonisierung. Im Bereich der DOT Group fokussieren wir uns auf innovative Antriebssysteme, welche in verschiedenen Bereichen der Möbelindustrie eingesetzt werden. Und gerade der Teil elektromotorisch verstellbarer Möbel ist das Segment, das stärker wächst als der Markt. Wir suchen generell global immer nach attraktiven Nischen. Attraktiv heisst profitabel und getrieben von strukturellem Wachstum.

«Wir fokussieren uns auf dynamische Wachstumsfelder»

Dr. Rochus Kobler
CEO

Der neue Industriepark von DewertOkin Technology Group in China ist in Betrieb. Ist er bereits ausgelastet?

Dr. Rochus Kobler Dieser neue Industriepark in Jiaxing ist ein Meilenstein in der Entwicklung der DOT Group. Und perspektivisch betrachtet ist es ein wichtiger Baustein für das zukünftige Wachstum. Es wäre falsch, wenn der schon ausgelastet wäre. Wir haben natürlich durch die Belebung im Endmarkt in Nordamerika im letzten Jahr gespürt, wie sich die Kapazitäten gefüllt haben und unsere Shop Floors aktiver wurden. Gleichzeitig haben wir auch aktiv die Fabrik weiter aufgefüllt, indem wir die Produktion der funktionalen Möbelbeschläge nach Jiaxing verlagert haben. Und schliesslich arbeiten wir konsequent immer daran, unsere Fertigungstiefe, Wertschöpfungstiefe gezielt zu erhöhen.

Die USA verunsichern mit Drohungen von Zollerhöhungen. Was bedeutet das konkret für die Phoenix Mecano-Gruppe?

Dr. Rochus Kobler Mit unseren Industrieaktivitäten sind wir von diesen handelspolitischen Entwicklungen nur am Rande betroffen. Wir haben nur marginal interkontinentale Warenflüsse zu bewerkstelligen. Die Lieferketten der globalen Möbelindustrie hingegen sind international ausgerichtet. Da werden kontinentale Grenzen überschritten. Und Zölle haben dabei immer einen bremsenden Effekt. Und Zollandrohungen bewirken sofort Redundanzen. Kapazitäten werden zweifach aufgebaut. Risikobestände werden aufgebaut. All das verteuert am Ende das Produkt für den Endkunden. Und das wiederum bewirkt eine abnehmende Investitionsneigung bei diesen Endkunden, vor allem in Nordamerika. Darunter könnte die DOT Group indirekt leiden. Unser Vorteil hingegen ist unser globales Produktions-Set-up, unsere Produktionsinfrastrukturauf allen Kontinenten. Diese erlaubt uns, zusammen mit unseren Kunden, ganz flexibel auf Zölle und Zollandrohungen zu reagieren.

Phoenix Mecano feiert in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum. Was ist das Besondere an dieser Firma?

Benedikt Goldkamp Wir sind ein Unternehmen, das einerseits börsenkotiert ist, d. h. wir haben unsere zukunftsgerichteten Strukturen, wir haben Transparenz, wir haben hohe Professionalität in unserem Management. Auf der anderen Seite sind wir aber auch durch den Ankeraktionär in der Lage, langfristig zu planen, und müssen uns nicht so sehr auf Quartalsergebnisse fokussieren.

Phoenix Mecano hat den Verwaltungsrat verjüngt und neu sind zwei Frauen im Gremium vertreten. Spüren Sie diese Veränderung?

Benedikt Goldkamp Unser Verwaltungsrat arbeitet kontinuierlich so weiter, wie er das bisher gemacht hat. Aber die beiden Damen haben bereits ihre Kompetenzen eingebracht. Einerseits Frau Hatebur de Calderón, die als CEO eines Maschinenbauunternehmens ein wichtiges Kundensegment für uns repräsentiert. Und auf der anderen Seite Frau Hocker mit ihrer Digitalisierungskompetenz und ihrer Erfahrung in der Rekrutierung von Schlüsselpersonal. Sie hat sich bei wichtigen Projekten auch bereits für uns einbringen können.

«Wir planen langfristig und müssen uns nicht zu sehr auf Quartalsergebnisse fokussieren…»

Benedikt A. Goldkamp
Exekutiver Präsident des Verwaltungs­rates

Was unternimmt Phoenix Mecano, um nicht unter der Auseinandersetzung zwischen China und den USA zu leiden?

Benedikt Goldkamp Im Moment gibt es viele Auseinandersetzungen. China, USA ist da nur ein Aspekt. Und wir müssen uns tatsächlich mit einer sehr dynamischen Umgebung auseinandersetzen. Unsere Antwort: Phoenix Mecano hat einen globalen Fussabdruck von Produktionsstandorten, von Produktionsbrückenköpfen. Die können wir jederzeit erweitern oder auch verkleinern und uns so auf neue Zollregimes einstellen. Das bedeutet, dass wir unsere Kunden immer mit günstigen Produkten und kurzen Lieferzeiten zufriedenstellen können.

2024 haben die Treibhausgasemissionen von Phoenix Mecano in Scope 1 und 2 leicht zugenommen. Um die angestrebte Halbierung bis 2030 zu erreichen, müssten sie jedes Jahr um 7,5% sinken. Was ist passiert?

Benedikt Goldkamp In unserer Sparte DewertOkin Technology sind wir sehr stark gewachsen. Während unsere Industriesparten mehr oder weniger auf dem Niveau verblieben sind. Bei der DOT-Sparte, also DewertOkin Technology, haben wir einen Grossteil unserer Wertschöpfung aus dem Bereich der Lieferkette in den Bereich unserer eigenen Wertschöpfung verlagert. Das bedeutet also aus dem Bereich Scope 3, den wir zurzeit noch nicht messen können, in den Scope 1 und 2. Und hier ist diese Erhöhung dann eben zu verzeichnen. Das bedeutet aber nicht, dass insgesamt mehr Emissionen erfolgt sind, sondern lediglich, dass sie jetzt auf einem anderen Konto gelandet sind. Was mir viel wichtiger ist: Wir arbeiten mit modernsten Maschinen, mit modernstem Equipment. Und wir bauen kontinuierlich unsere eigenen Solarkapazitäten aus, sodass wir sowohl effizienter als auch mit saubererer Energie wirtschaften, als das in unserer Lieferkette vermutlich vorher der Fall gewesen ist. Es ist also durchaus eine positive Entwicklung. Gleichwohl werden wir unsere Anstrengungen weiter verstärken. Wir werden weiterhin analysieren, wo wir besser werden können. Und ich bin optimistisch, dass wir unsere Ziele für 2030 weiterhin erreichen werden.

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