Interview VRP und CEO

Benedikt Goldkamp, Executiver Ver­waltungs­rats­präsident und Dr. Rochus Kobler, CEO, beant­worten Fragen zu Erfolgen und wichtigen Ent­wick­lungen.

1|02|Wachstumsmärkte
2|56|Konzentration
3|120|Industriepark
4|160|Wichtige Treiber
5|195|Agilität
6|236|Rekordergebnis
7|290|Profitabilität
8|329|DewertOkin Technologie Group
9|384|Phoenix Mecano Award
10|442|China
11|509|Aussichten
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Das Geschäft von Phoenix Mecano galt lange als stark von den Konjunktur­zyklen abhängig. Im Jahr 2023 rutschte mit Deutschland einer der Haupt­märkte von Phoenix Mecano in eine Rezession. Wie konnte sich Phoenix Mecano trotzdem behaupten?

Benedikt Goldkamp Es stimmt, wir sind heute weniger zyklisch, und das hat vor allen Dingen damit zu tun, dass wir uns in den vergangenen Jahren auf strukturelle Wachs­tums­märkte konzentriert haben. Die schwanken weniger; da gibt es auch mal einen Rücksetzer, aber insgesamt können wir davon ausgehen, dass auch für die Zukunft Phoenix Mecano weniger zyklisch sein wird. Es gibt noch einen zweiten Faktor, das ist unsere geografische Diversifikation, wir haben also in China und auch in den USA mittlerweile unsere Absatz­märkte so weit entwickelt, dass wir, auch wenn’s in Europa mal ein bisschen schwächelt, das zum Teil dann in anderen geo­grafischen Regionen kompensieren können. Wir hoffen, dass das auch für 2024 beibehalten werden kann.

Im letzten Jahr wurde der gesamte Geschäfts bereich Rugged Computing veräussert. Welche Über legungen stehen hinter diesem Entscheid und gibt es Pläne, weitere Gesell schaften zu verkaufen?

Benedikt Goldkamp Das war eine Portfolio­entscheidung, die wir getroffen haben, als wir unsere neuen Wachs­tums­märkte definiert haben. Wir haben damals gesagt: Wir wollen uns anhand von Megatrends wie demo­grafischer Wandel, Auto­matisierungs­technik und Dekarboni­sierung neue strukturelle Wachs­tums­märkte aufbauen, sind dabei durch das gesamte Portfolio durch­gegangen, und Rugged Computing hat sich nicht als ein Markt erwiesen, den wir entlang dieser Megatrends weiter­entwickeln können. Wir haben dadurch Ressourcen freigesetzt, die wir jetzt in unsere neuen Märkte investieren können.

Und wir werden so zusätzliches organisches Wachstum im verbleibenden Portfolio der Phoenix Mecano generieren. Wird es weitere Investitionen geben?

Aus heutiger Sicht gibt es da keine Pläne dafür. Im Moment passt das Portfolio, aber wir werden das immer weiter über­prüfen und dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft immer wieder streamlinen, damit wir als fokussiertes Unter­nehmen in Zukunft erfolgreich sein können.

«Wir wollen uns anhand von Mega­trends wie demo­graphischer Wandel, Auto­mati­sierungs­technik und Dekarbo­ni­sierung neue strukturelle Wachs­tums­märkte auf­bauen.»

Benedikt A. Goldkamp
Exekutiver Präsident des Verwaltungs­rates

Im November wurde der neue Industrie­park von DewertOkin Technology Group in China eröffnet. Welche Vorteile bietet der neue Standort?

Benedikt Goldkamp Der Industrie­park kam zur rechten Zeit. Es ist ein grosses Projekt gewesen. Wir haben die Möglich­keit, fünf Standorte an einem Standort zu konzentrieren. Wir sind dadurch effizienter, wir verkürzen unsere Durch­lauf­zeiten und wir haben auch Raum für zusätzliches Wachstum und für erhöhte Wert­schöpfungs­tiefe. Dazu kommt, dass wir ein grosses zertifiziertes Labor an diesem Standort einrichten können, wo wir den chinesischen Pflege- und Medizin­technik­markt beliefern können, alles in allem also beste Voraus­setzungen, um in den kommenden Jahren das Wachstum auf ein anderes Level zu bringen.

Megatrends wie industrielle Automatisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung treiben die Nachfrage nach den Produkten von Phoenix Mecano an. Welchen dieser Trends halten Sie für besonders tiefgreifend?

Benedikt Goldkamp Alle drei sind wichtig: Die Dekarboni­sierung und die Auto­matisierungs­technik sind entscheidend für unsere industriellen Sparten, also die Gehäuse­technik und die Industrial Components; und der demo­grafische Wandel ist der entscheidende Treiber für DewertOkin Technology Group, wo wir mit unseren elektrischen Systemen für Funktions­möbel in Zukunft entlang dieses Trends wachsen wollen.

Die letzten Jahre haben viele Ereignisse hervor­gebracht, die vor kurzem noch undenkbar gewesen wären: Pandemie, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, künstliche Intelligenz, um nur einige zu nennen.

Wie stellen Sie sicher, dass Phoenix Mecano rasch und fIexibel auf solche Entwicklungen reagiert und nicht den Anschluss verpasst?

Benedikt Goldkamp Agilität liegt in der DNA der Phoenix Mecano-Gruppe, und das seit 50 Jahren. Wir entscheiden dezentral, wir entwickeln unsere Produkte gemeinsam mit Kunden, und so stellen wir sicher, dass wir keine Trends verpassen. Das ist in der heutigen Zeit noch wichtiger geworden, denn tatsächlich hat die Geschwindigkeit der Veränderungen zugenommen.

Aber wir sind, glaube ich, darauf gut vorbereitet, und wir sind mit unserer grossen geo­grafischen Diversifikation auch in der Lage, wenn es einmal in einem Markt nicht so gut läuft, das an anderer Stelle zu kompensieren.

Insgesamt bin ich deswegen optimistisch, dass wir auch in dem heutigen Umfeld noch uns weiter gut entwickeln können.

«Wir glauben, dass wir auch durch eine leichte Rezession robust hindurch­gehen können, weil wir fokus­sieren mit unseren Anwen­dungs­gebieten auf Zukunfts­gebiete, auf Zukunfts­techno­logien entlang von Wachs­tums­trends.»

Dr. Rochus Kobler
CEO

Phoenix Mecano hat für das Geschäftsjahr 2023 ein gutes Ergebnis präsentiert. Auf welche Leistung sind Sie besonders solz?

Dr. Rochus Kobler Wir haben 2023 tatsächlich mit Rekord­ergebnissen abgeschlossen. Wir als Gruppe dürfen besonders stolz drauf sein, dass wir einen grossen Schritt in Richtung Erreichung unserer Mittel­frist­ziele machen konnten. Da haben wir beispiels­weise bereits das Wachs­tums­ziel erreicht – mit 5,8 %. Wir kratzen an der EBIT-Marge der Profitabilität von 8 %, die nach Sonder­effekten knapp darunter liegt, und wir haben – ganz besonders stolz sind wir darauf – unsere Kapital­rendite, das Ziel von 15 % ROCE, massiv über­schritten.

Wo setzen Sie im Jahr 2024 die Schwerpunkte?

Dr. Rochus Kobler Selbstverständlich ruhen wir uns auf dem Erreichten nicht aus. Wir haben uns differenzierte Ziele gesetzt. Wenn wir in die Sparten reinschauen, ist es ganz klar: Bei der DOT-Group wollen wir so schnell wie möglich wieder in den Wachs­tums­bereich zurück­kehren, vielleicht sogar in den zwei­stelligen Wachs­tums­bereich, und für die Industrie­aktivitäten liegt der Fokus klar auf der Steigerung der Profitabilität in jenen Bereichen, wo wir noch nicht zwei­stellige EBIT-Margen verdienen.

Nach einer Durststrecke wächst die Sparte DewertOkin Technology Group wieder und verdient Geld. Was gibt Ihnen Zuversicht, dass der zugrunde liegende Wachstums­trend intakt ist und DOT auf den früheren Wachstums­kurs zurück­kehren kann?

Dr. Rochus Kobler Die Durststrecke der DewertOkin Technology Group dauert schon etwas länger als zwei Jahre. Begonnen hat es durch die Corona-Pandemie, gestresste Supply Chains. Dann wurden diese über­vollen Logistik­ketten zuerst entleert, die Produzenten hatten nichts zu tun, und jetzt gerade leidet der grösste Endmarkt, Nordamerika, unter hohen Zinsen und Inflation. DewertOkin hat die Zeit genutzt und massiv investiert, in China in eine neue Fabrik.

Und wir glauben dran, dass das zwei­stellige Wachstum, das wir in den letzten Dekaden gesehen haben, wieder zurück­kehrt. Und dann sind wir optimal positioniert mit der neuen Fabrik, um von Skalen­effekten und von Effizienz­gewinnen zu profitieren.

Im Sommer 2023 hat Phoenix Mecano zum ersten Mal Projekte von jungen Teams mit den Phoenix Mecano Awards ausgezeichnet. Was hat Sie bei den Präsentationen am meisten beeindruckt?

Dr. Rochus Kobler Die erste Verleihung der Phoenix Mecano Awards 2023 war, glaube ich, meine schönste Veranstaltung im letzten Jahr. Ich war beeindruckt von der Diversität, die da herrschte. Diversität in den Themen, die kamen von Software-as-a-Service-Lösungen über digitale Geschäfts­modelle bis hin zu Shopfloor-Optimierungs­tools – und dann aber auch die Diversität des Publikums. Wir hatten zwei Dutzend junge Menschen vor Ort aus allen Organisationen der Phoenix Mecano-Welt, und die haben sich intensiv unter­einander vernetzen können.

Ich bin stolz auf diese übernächste Generation der Phoenix Mecano.

Und ich bin stolz über die Qualität, die ich erleben konnte bei den Präsentationen.

Die DewertOkin Technology Group, die grösste Sparte von Phoenix Mecano, hat ihren Hauptsitz neu in Jiaxing, in der Nähe von Shanghai. Was sind die Gründe für diese starke Präsenz der Phoenix Mecano-Gruppe in China?

Dr. Rochus Kobler Unsere China-Strategie hat evolutionären Charakter.

Als wir vor 15 Jahren – vor mehr als 15 Jahren – dort begonnen haben, mit einem Joint-Venture-Partner eine Firma zu gründen, so wie es üblich war, hatten wir die nie in Stein gemeisselt. Ein paar Jahre später haben wir den Joint-Venture-Partner aufgekauft und die Mehrheit über­nommen, so wie es sich gehörte damals.

Und wir haben dann alle fünf Jahre – dem Wachstum geschuldet – in eine neue Fabrik investiert und die alte verkauft.

Und mittlerweile haben wir wirklich einen Meilen­stein erreicht – im letzten Jahr mit der Eröffnung dieses neuen Technologie­parks in Jiaxing.

Und können sagen, dass wir mit schuld sind, dass sich in dieser Region ein globaler Cluster der Möbel­industrie gebildet hat. Wer heute dabei sein will in der globalen Möbel­industrie, der geht dorthin, der hat Aktivitäten in Jiaxing, der ist sozusagen unser Nachbar.

Wie sind die Aussichten für 2024?

Dr. Rochus Kobler Die Visibilität ist zurzeit nicht sehr hoch. Wir zählen dabei auf unsere Stärken, Flexibilität, und unsere dezentrale Organisation, wo wir schnell entscheiden und schnell handeln können – der Situation entsprechend.

Wenn wir Europa betrachten, ist das der wichtigste Markt für unsere Industrie­aktivitäten. Da herrschten trübe Aussichten. Wir hingegen glauben, dass wir auch durch eine leichte Rezession robust hindurch­gehen können, weil: Wir fokussieren mit unseren Anwendungs­gebieten auf Zukunfts­gebiete, auf Zukunfts­technologien entlang von Wachs­tums­trends.

In Nordamerika, das ist der grösste Endmarkt für die DOT-Group, herrschen zurzeit noch hohe Zinsen, inflationäre Tendenzen, aber wir sehen die Trendwende in der Nachfrage.

Da ist die Frage, die sich stellt: Wird das schon in der zweiten Jahreshälfte besser und schneller vorwärts­gehen oder nicht?

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